Warum Personenfreizügigkeit schadet
Aristoteles, der „Urvater“ der Ökonomie war gegen den freien Personenverkehr. Warum? Weil er wirklich etwas von Ökonomie verstand.
Die modernen Ökonomen sind unisono für flexible Arbeitsmärkte bis hin zum grenzüberschreitenden freien Personenverkehr. Sie begründen dies damit, dass die Arbeitskräfte dann am meisten BIP generieren, wenn sie punktgenau immer dort und dann eingesetzt werden, wo sie den größten Nutzen bringen. Etwa wenn eine Firma ihre dringend benötigten Spezialisten nicht nur im eigenen Land suchen muss. Oder wenn der Bauunternehmer in Süddeutschland sein Personal besser auslasten kann, indem er es auf Montage in die Schweiz entsendet. Aus all diesen Gründen sollen die Arbeitsmärkte örtlich und zeitlich flexibel sein, und werden Arbeitslose verpflichtet, für eine neue Stelle lange Arbeitswege in Kauf zu nehmen.
Begründet wird dies damit, dass mehr BIP mehr Wohlstand schaffe. Doch trifft dies auch dann zu, wenn das BIP-Wachstum durch flexible Arbeitsmärkte erkauft werden muss? Zweifel sind angebracht: Es könnte durchaus sein, dass das durch die Flexibilität gewonnene BIP durch die zusätzlichen Wegkosten- und -zeiten und die damit verbundenen Umweltschäden mehr als aufgebracht wird. Das BIP steigt zwar insgesamt, aber der nach Abzug der Weg- und Umweltkosten verbleibende „essbare“ Teil schrumpft. Wenn man bedenkt, dass der durchschnittliche Arbeitsweg in Deutschland eine Stunde beträgt, und dass die entsprechenden Wegkosten mindestens weitere 20 Arbeitsminuten betragen, ist diese Annahme sogar sehr wahrscheinlich.
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